Eigenbedarf für Nichten und Neffen

Kann ein Ver­mie­ter Eigen­be­darf für Nich­ten und Nef­fen gel­tend machen? Tat­säch­lich pro­fi­tiert von die­ser Mög­lich­keit nicht nur der engs­te Fami­li­en­kreis. Eigen­be­darf kann auch für Per­so­nen gel­tend gemacht wer­den, die nicht in gera­der Linie mit dem Ver­mie­ter ver­wandt sind.

Der Bun­des­ge­richts­hof hat mit Urteil vom 27.1.2010 — VIII ZR 159/09 fest­ge­stellt, daß der Ver­mie­ter eine Eigen­be­darfs­kün­di­gung zuguns­ten sei­ne leib­li­chen Nich­ten oder Nef­fen gel­tend machen darf. Zu den Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen im Sin­ne von § 573 Abs. 2 S. 2 Nr. 2 BGB zäh­len sie des­halb, weil das Gericht bei die­sem Grad der Ver­wandt­schaft davon aus­geht, daß noch eine per­sön­li­che oder sozia­le Bin­dung über das rei­ne Ver­wandt­schafts­ver­hält­nis hin­aus besteht.

Als Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge sind aber aus­schließ­lich die­je­ni­gen Per­so­nen anzu­se­hen, denen ein Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­recht aus per­sön­li­chen Grün­den gemäß § 383 ZPO, § 52 StPO zusteht. Ein ent­fern­te­rer Ver­wand­ter, der — wie ein Cou­sin — hier­nach nicht zur Zeug­nis­ver­wei­ge­rung berech­tigt ist, gehört des­halb selbst im Fal­le einer engen per­sön­li­chen Ver­bun­den­heit nicht zu dem von den vor­be­zeich­ne­ten Bestim­mun­gen pri­vi­le­gier­ten Per­so­nen­kreis (Urteil des BGH vom 10.7.2024 — VIII ZR 276/23).