Schimmel in Mietwohnungen

Gera­de in der kal­ten Jah­res­zeit kommt es vor, daß Schim­mel in Miet­woh­nun­gen auf­tritt. Streit über die Ursa­che ist häu­fig die Fol­ge und damit die Fra­ge, wer für den Scha­den ver­ant­wort­lich ist. Ver­mie­ter sehen die Ursa­che oft dar­in, daß der Mie­ter nicht oft genug lüf­tet oder zu wenig heizt. Mie­ter schie­ben die Schuld hin­ge­gen auf bau­sei­ti­ge Mängel.

1. Mängelanzeige durch den Mieter

Der Mie­ter ist, wenn er Schim­mel­be­fall fest­stellt, nach § 536 c Abs. 1 S. 1 BGB zunächst ein­mal nur ver­pflich­tet, dem Ver­mie­ter das Pro­blem zu melden.

2. Beweislast des Vermieters

Es ist dann Sache des Ver­mie­ters zu bewei­sen, daß

  • die Woh­nung gemes­sen am Stan­dard des Bau­jah­res kei­ne wär­me­tech­ni­schen Bau­män­gel auf­weist und
  • kei­ne Schä­den vor­lie­gen, die Feuch­tig­keit ins Mau­er­werk ein­drin­gen lassen.

Dies kann oft nur ein Sach­ver­stän­di­ger fest­stel­len. Allein die Tat­sa­che, daß der Ver­mie­ter der Ursa­che des Schim­mels nach­geht oder die­sen erst ein­mal besei­ti­gen läßt, stellt gemäß Urteil des BGH vom 23.9.2020 — XII ZR 86/18 kein Aner­kennt­nis dafür dar, daß  ein von ihm zu ver­ant­wor­ten­der bau­sei­ti­ger Man­gel vorliegt.

Ein star­kes Indiz dafür, daß kei­ne bau­sei­ti­gen Pro­ble­me vor­lie­gen, ist regel­mä­ßig, daß die Woh­nung noch nie von Schim­mel befal­len war. Das Land­ge­richt Ham­burg hat mit Urteil vom 19.3.2014 — 307 S 151/13 ent­schie­den, daß die Ursa­che für Schim­mel beim Mie­ter zu suchen ist, wenn der Ver­mie­ter nach­ge­wie­sen hat, daß sowohl die Außen­wand des Gebäu­des als auch die Fens­ter­ele­men­te kei­ne Feuch­tig­keit ein­drin­gen lassen.

Bei älte­ren Woh­nun­gen, die in punk­to Wär­me­däm­mung zwar dem Stand des Bau­jah­res, aber nicht heu­ti­gen Maß­stä­ben ent­spre­chen, kann ver­stärk­tes Hei­zen und Lüf­ten ange­bracht sein. Zumut­bar ist es bei einer ca. 30 m² gro­ßen Woh­nung bei Anwe­sen­heit von zwei Per­so­nen wäh­rend des Tages täg­lich ins­ge­samt vier Mal durch Kip­pen der Fens­ter für etwa drei bis acht Minu­ten zu lüf­ten  (s. Urteil des BGH vom 18.4.2007 — VIII ZR 182/06)

3. Beweislast des Mieters

Wenn dem Ver­mie­ter sich ent­las­ten kann, muß der Mie­ter den Nach­weis antre­ten, daß er die Woh­nung aus­rei­chend beheizt und gelüf­tet hat und die Ursa­che für den Schim­mel jeden­falls nicht bei ihm lie­gen kann.

  • Die Tem­pe­ra­tur in Wohn­räu­men soll­te bei min­des­tens 20 °C lie­gen, in Schlaf­räu­men darf es mit bis zu 16 °C etwas küh­ler sein.
  • Im Regel­fall reicht es aus, eine Woh­nung mor­gens und abends ein­mal quer zu lüf­ten. Das Ankip­pen der Fens­ter reicht nicht aus. Je nach­dem, wie vie­le Per­so­nen sich tags­über in der Woh­nung auf­hal­ten, kann das auch öfter erfor­der­lich sein. Ist eine Woh­nung tags­über unbe­wohnt, ent­steht auch kei­ne Feuch­tig­keit durch Kochen oder Badezimmernutzung.

Im Ein­zel­fall ist ein Hygro­me­ter mit Daten­log­ger hilf­reich. Mit so einem Meß­ge­rät las­sen sich Feuch­tig­keits- und Tem­pe­ra­tur­wer­te über län­ge­re Zeit­räu­me auf­zeich­nen und spei­chern. Ver­mie­ter kön­nen von ihren Mie­tern ver­lan­gen, den Ein­bau sol­cher Gerä­te zu dul­den, um die Ursa­chen von Feuch­tig­keits­schä­den fest­zu­stel­len (Beschluß des Land­ge­richts Augs­burg vom 17.12.2004 — 7 S 3173/04).

4. Ansprüche der Parteien

Ist der Schim­mel vom Mie­ter ver­ur­sacht wor­den, hat der Ver­mie­ter Anspruch dar­auf, daß die­ser den Scha­den besei­tigt und sein Wohn­ver­hal­ten der­art ändert, daß kein neu­er Schim­mel auf­tritt. Der Mie­ter muß auf aus­rei­chen­de Belüf­tung und Behei­zung achten.

Ist der Schim­mel aber bau­sei­tig bedingt, muß der Ver­mie­ter mit fol­gen­den Ansprü­chen rechnen:

  • Der Mie­ter kann gem. § 536 Abs. 1 BGB Miet­min­de­rung für die Zeit des Schim­mel­be­falls gel­tend machen. Je nach Umfang des Schim­mel­be­falls wur­den gericht­lich schon bis zu 80 % Miet­min­de­rung zugesprochen.
  • Wenn er durch die Schim­mel­be­las­tung erkrankt und dies nach­wei­sen kann, kann er auch dafür gem. § 536 a Abs. 1 BGB Ansprü­che anmelden.
  • Der Mie­ter darf auch gem. § 543 Abs. 1 BGB kün­di­gen, wenn von dem Schim­mel eine Gesund­heits­ge­fahr aus­geht und der Ver­mie­ter sich gewei­gert hat, die Woh­nung zu reno­vie­ren. Dies stellt einen wich­ti­gen Grund für eine außer­or­dent­li­che frist­lo­se Kün­di­gung dar.